Von Bienenberufen und Bienenprodukten
Bienen sind das drittwichtigste Nutztier für uns Menschen, da sie rund 80 Prozent unserer Felder und Planzen bestäuben. In ihrem Leben bestreiten die Arbeiterinnen sehr verschiedene Aufgaben in dem genau organisierten Bienenstock. Als kleiner Einblick werden die einzelnen Bienenberufe hier, aus Sicht einer Biene, näher beleuchtet.
- Das Leben aus Sicht der Biene:
Nach 21 Tagen ist es endlich soweit: Es ist Zeit aus der Enge meiner Zelle zu schlüpfen. In den ersten drei Larvenstadien wurde ich noch mit Gelee Royal gefüttert, damit ich einen Wachstumsschub bekomme, aber danach gab es für mich und die anderen Arbeiterbienen nur noch Pollen und Honig als Larvennahrung. Im Gegensatz dazu wird die Bienenkönigin bis zur Verdeckelung ihrer Zelle weiterhin mit Gelee Royal gefüttert. Dieser Futterunterschied ist auch der Grund, warum diese in ihrer Entwicklung zur Bienenkönigin heranwächst und nicht eine Arbeiterbiene bleibt.
- Mein Start ins Leben als Putzerbiene:
Putzerbiene
Gleich nachdem ich geschlüpft bin, weiß ich was zu tun ist. Ich bin nun ein Teil dieser Kolonie von ungefähr 50.000 Bienen und muss daher genau meine Aufgaben erfüllen, um den geregelten Ablauf aufrecht zu erhalten. Ich schliesse mich umgehend den anderen Putzerbienen an, um zusammen mit ihnen die Waben und den Bienenstock sauber zu halten. Darunter fällt auch die Aufgabe, verstorbene Bienen so schnell wie möglich hinaus zu tragen und weit weg zu bringen, um Krankheiten vom Bienenstock fern zu halten. Manchmal gibt es auch große Eindringlinge im Bienenstock, wie z.B. eine Maus. Um uns und unsere Kolonie zu verteidigen, müssen wir diese dann zu Tode stechen. Danach mumifizieren wir sie mit Propolis, der dann als Kleber dient. Das Putzen umfasst aber auch noch das sogennante "Grooming", was unsere gegenseitige Körperpflege beschreibt. Hierbei putzen wir den Pelz unserer Mitbienen und reinigen ihn z.B. von Pollen. Gleichtzeitig gehen wir hierbei auch gegen die Varroamilben vor, indem wir sie zu Tode beißen.
- ...und weiter geht's als Ammenbiene:
Nach ungefähr 3 Tagen als Putzerbiene ist es nun an der Zeit, als Ammenbiene die anderen Bienenlarven zu füttern. Dabei kommt die Futtersaftdrüse zum Einsatz.
Ammenbiene
Generell werden die verschiedenen Arbeitsabschnitte durch Hormone aktiviert. Die Tätigkeit führe ich bis zu 7 Tage aus, bevor ich mein nächstes Aufgabengebiet als Baubiene antrete.
- Die nächste Station - Baubiene:
Mit meinen Wachsdrüsen kann ich nun kleine Wachsplättchen produzieren. Wir Arbeiterbienen müssen ungefähr 8kg Honig verzehren, um 1kg Wachs zu produzieren. Ich baue nun unter anderem Zellen, in denen dann die Bienenkönigin die neuen Eier ablegt. Eine bemerkenswerte Fähigkeit der Bienenkönigin ist es dabei, dass sie über das Geschlecht entscheiden kann, während sie das Ei legt. Die Zellen, die wir für die großäugigen Drohnen bauen sind auch größer als die der Arbeiterbienen. Drohnen haben ausschließlich die Aufgabe, sich mit der Bienenkönigin zu paaren. Haben sie es einmal geschafft, fallen sie zu Boden und sterben. Sie produzieren keinen Honig oder erfüllen irgendwelche anderen Aufgaben in ihrem achtwöchigen Leben. Einige Drohnen werden zum Winter hin aus dem Bienenstock getrieben, da sie zuviel Futter verbrauchen. Wenn wir in eine neue Behausung umziehen, dann sind alle Arbeiterbienen unabhängig von ihrem Alter in den Bauprozess eines neuen Bienenstocks eingespannt und fungieren als Baubienen. Priorität ist es dann so schnell wie möglich, ein neues Heim zu erschaffen, um unser Überleben zu sichern
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- Immer fleißig und wachsam sein:
In meinen nächsten Lebensabschnitt im Alter von 11-12 Tagen bin ich nun Honigmacherin. Ich nehme die ergatterte Beute der Sammlerbienen an. Neben Honig bringen diese z.B. Baumharz für Propolis oder Pollen von ihren Ausflügen mit. Wenn wir ein Übermaß an Pollen haben, lagere ich es als Bienenbrot ein. Die Berufsbezeichnung “Honigmacherin” ist aber nicht ganz richtig, da ich mittlerweile im Bienenstock allerlei Arbeit verrichte. In den nächsten Tagen bereite ich mich schon auf meinen neuen Beruf als Flugbiene vor und unternehme kleine Flüge um den Bienenstock herum. Ich diene zwischendurch als Wächterin und kontrolliere das Flugloch auf ungebetene Gäste, denn meine Giftblase ist mittelerweile vollständig gefüllt. Dabei nehme ich den Geruch der Besucher durch meine Antennen wahr.
Tatsächlich sind auch Bienen von anderen Bienenstöcken oft geduldet und können sich sogar in Einzelfällen unserer Kolonie anschließen. Wenn aber unser eigener Vorrat an Nährstoffen knapp wird, ändert sich das. Es kommt dann immer wieder zu Raubüberfällen zwischen den verschiedenen Bienenvölkern und wir müssen strenger mit dem Besuch werden und meistens auch den Eintritt verwehren. Hornissen und Wespen sind auch unerwünscht und müssen im schlimmsten Fall getötet werden. Wenn ich mal Verstärkung brauche, kann ich Alarmpheromone abgeben, um andere Arbeiterbienen zur Hilfe zu rufen. Mit meinem nun vollends entwickelten Giftstachel kann ich größere Feinde nur einmal, aber andere Insekten auch mehrmals stechen.
Sammlerbiene
- Der erste richtige Ausflug als Sammlerbiene
- Die Spurbiene - Glotzen und nicht kleckern:
Spurbienen haben wahrscheinlich die gefährlichste Aufgabe im ganzen Bienenstock. Morgens wenn alle anderen Flugbienen noch nicht unterwegs sind oder nach einem längeren Regenschauer fliegen Spurbienen als Erste aus, um geeignete Blüten für die Flugbienen zu suchen. Sie fliegen dabei aber nicht weiter als 3-5km, da es sich sonst wegen der großen Anstrengungen der Sammlerinnen nicht lohnen würde. Wenn sie eine gute Stelle gefunden haben, nehmen sie eine Kostprobe mit und verfüttern diese an uns. In Kombination mit dem Schwänzeltanz wissen wir dann in welcher Richtung und Entfernung wir Ausschau halten sollen. Eine andere Aufgabe der Spurbienen ist es aber auch, neue Niederlassungsorte für Bienenschwärme zu finden. Je nach Länge und Intensität des Tanzes wird dann vom Schwarm entschieden, welche der vorgeschlagenen Orte sie auswählen. Wenn ich nun die Informationen von den Spurbienen erhalten habe, geht es auch los. Wir bringen alles Mögliche mit in den Bienenstock, was gebraucht wird und verarbeitet werden soll. Hauptsächlich wird aber Honigtau, Nektar und Pollen von den Blüten erbeutet. Ich werde nun den Beruf als Sammlerbiene bis zu meinen Lebensende ausführen. Mein Leben wird zwar durchschnittlich nicht länger als 6 Wochen dauern, aber in der Zeit habe ich viel für die Kolonie geschafft. Zum Ende hin kommen wir Sammlerbienen von unserem letzten Flug schlichtweg nicht zurück, weil wir den anstregenden Flug mit unseren abgenutzten Flügeln nicht mehr schaffen oder wir sterben in der Kolonie, wo wir dann von den Putzerbienen rausgetragen werden und sich damit der Arbeitskreislauf einer Arbeiterbiene schließt.
Bienenkönigin
- Winter- und Sommerbienen
- Heizen oder kühlen für die Königin:
Sie tummeln sich dafür um die Bienenkönigin, füttern sie mit den Honigvorräten, und halten den Bienenstock warm. Diese Aufgabe erledigen die sogennanten Heizerbienen, die Wärme erzeugen, indem Sie Ihre Brustmuskeln zum zittern bringen und den Bienenstock damit auf etwa 35 Grad Celsius erhitzen. Im Sommer übernehmen die sogenannten "Ventilatorbienen" die gegensätzliche Aufgabe, indem sie mit Hilfe ihrer Flügel die warme Luft aus dem Stock befördern. Erst zum Ende des Winters, wenn die Temperaturen über 10 Grad steigen trauen sich dann die Bienen wieder auf die ersten Erkundungsflüge. Eine Bienenkönigin kann so in der Regel bis zu drei Jahre alt werden.