Die Renaturierung der Niers & naturnahe Räume zwischen Aspermühle und Kessel Teil 1
Wie bereits im Blog-Artikel „Die Aspermühle – Im Wandel der Zeit“ beschrieben, wurde die Niers im Jahre 1932 begradigt, in der Absicht diese als Wasserstraße nutzbar zu machen.
Niers vor Begradigung
Aus heutiger ist ist dies im Sinne des Klima-, Landschafts- und Artenschutzes natürlich nicht mehr wünschenswert, zumal eine Nutzung der Niers als Wasserstraße nie stattgefunden hat und dies heutzutage auch nicht mehr in Betracht kommt.
Somit wurde die Niers zwischen 2018 und 2019 auf einem Teilstück von 1,1km vor und nach Kessel renaturiert. Ziel der ökologischen Renaturierung ist die Schaffung von Lebensraum, der Artenschutz, die Wiederherstellung des natürlichen Gleichgewichts und eines intakten Ökosystems sowie die Verbesserung der Wasserqualität und des Hochwasserschutzes.
Wie genau dies umgesetzt wurde, wird im folgenden Abschnitt erläutert.
Maßnahmen der Renaturierung an der Niers:
Die Renaturierung beinhaltete die Wiederherstellung des natürlich verwundenen Flusslaufes, inklusive einer Vertiefung und Verbreiterung sowie der Einbringung von Seitenarmen.
Der Flusslauf wurde auf diese Weise um 700m verlängert und die neu entstandenen Seitenarme bringen eine zusätzliche Lauflänge von 800m mit sich.
Darüber hinaus wurden die Uferbereiche abgesenkt, was natürlich automatisch zur Folge hatte, dass sich Inseln, Halbinseln, Auen und Feuchtwiesen herausbildeten.
Weiterhin wurden verschiedene Totholzbereiche geschaffen.
Diese Maßnahmen kann man im folgenden Video aus der Luftperspektive nachvollziehen.
Folgende Vorteile bringt die Renaturierung mit sich:
Mehr Lebensraum für (Wasser)Vögel, Insekten, Amphibien und Pflanzen:
Verbreiterung/Vertiefung und Mäandrierung der Flusslaufes:
Durch die Verbreiterung, Vertiefung und Mäandrierung(Verwindung) des Flusslaufes, die Einbringung neuer Seitenarme und die Absenkung der Uferzone, verteilt sich die vorhandene Wassermenge auf einen deutlich größeren Bereich, wodurch die Fließgeschwindigkeit und der Wasserpegel der Niers herabgesetzt wird.
Vor allem die Innenseiten der Mäander (Flusswindungen), wo die Fließgeschwindigkeit des Wassers zusätzlich verlangsamt ist, sind bei Fröschen, Fischen und Libellen für die Eiablage besonders beliebt, denn hier werden die Eier von der Strömung nicht davon getragen und die Wassertemperatur ist in diesem Bereich durch den niedrigen Wasserstand höher.
Nach dem Schlüpfen fühlen sich die Libellenlarven, Kaulquappen und Jungfische hier besonders wohl.
Auch für Insekten ist das langsam fließende Wasser und die neu entstandenen Feuchtbereiche der Niers von Vorteil, da sie hier besser Ihren Durst stillen können.
Brutgebiete, Schutz- und Lebensraum für Vögel:
Für Schwäne und andere Wasservögel, wie das Blässhuhn, den Graureiher, die Rohrdommel und Kormorane wird die Niers attraktiver, denn sie bevorzugen stehende oder langsam fließende Gewässer.
Die durch die Renaturierung ebenfalls entstandene Röhrichtzone (siehe Foto) ist ein optimales Brutgebiet für Wasservögel.
Die Röhrichtzone ist der Biotopbereich der sich direkt am Ufer oder in der Flachwasserzone befindet und mit Rohrkolben, Schilfrohr, Wasserschwaden und ähnlichen Pflanzen bewachsen ist.
Dieser Bereich hat sowohl eine befestigende Wirkung für das Ufer und reinigt zugleich das Wasser, da die Pflanzen Schadstoffe aufnehmen und diese im Laufe der Zeit abbauen.
Sie bietet den Wasservögeln außerdem Schutz vor Greifvögeln und anderen Nesträubern.
Aber nicht nur Vögel, die im Wasser leben, finden hier einen neuen Lebensraum.
Auch Singvögel sind in Ufernähe und im Röhricht anzutreffen. Hier sind vor allem der Teich- und der Schilfrohrsänger und die Rohrammer zu nennen.
Schaffung Grüner Inseln, Auen und Feuchtwiesen:
Die Maßnahmen der Renaturierung beziehen sich natürlich nicht nur auf den Flusslauf. Indem der Flusslauf verändert wird, sorgt man zwangsläufig für die Schaffung von Inseln, Feuchtwiesen und Auen.
Auenwiese mit Totholz und Schwan
Im Gegensatz zu Auenwiesen, die auf die periodische Flussüberflutung angewiesen sind und im Verlaufe des Jahres auch trocken fallen können, sind Feuchtwiesen dauerhaft nass und speisen sich aus unterschiedlichen Quellen, wie z.B. auch Grundwasser und Regenwasser.
Auch diese neu entstandenen Bereiche bieten wieder mehr Lebensraum für Vögel:
Die für den Niederrhein besonders typischen, die Rost- und Graugänse bevorzugen die neu entstandenen Auwiesen.
Auch der Kiebitz ist zum Beispiel für die Nahrungssuche und für seinen Brutplatz auf Feuchtwiesen angewiesen. Notgedrungen gibt er sich auch mit Äckern zufrieden, wo er am Niederrhein mittlerweile in in der Regel anzutreffen ist.
Der Kiebitz ist leicht, durch sein kunstvolles Flugverhalten und seinen durchdringenden langezogenen pfeifenden Ruf, zu erkennen.
Weitere Informationen zum Kiebitz finden Sie unter folgendem Link.
Ein weiterer Vogel, den sicher jeder Wanderer schon einmal an der Niers beobachten konnte, ist die Schwalbe.
Die Rauch-und die Mehlschwalbe ist für Ihren Nestbau auf offene und lehmige Böden angewiesen, denn Sie nutzt den Lehm in Kombination mit Speichel, Haaren, um Grashalmen um ein klebriges Gemisch zu erzeugen. Diese wird in der Regel in Ställen und Scheunen Wänden an Vorsprüngen und Nischen aufgebracht, um die typischen halbkreisförmigen Schwalbennester zu konstruieren.
Sie profitiert deshalb von dem Uferbereich, der nach Abschluss der Erdarbeiten ursprünglich nicht begrünt, sondern bewusst als offener Rohboden gelassen wurde, um der Natur die Möglichkeit zu geben selbst die entsprechenden Pflanzen anzusiedeln. Diese Begrünung wird Ruderalvegetation genannt und sie geschieht ohne menschliches Zutun in der Regel durch Samenflug.
Mehr Biomasse durch Landgewinn:
Die neuen Pflanzen, die sich auf diesen Flächen im Laufe der Jahre ansiedeln, tragen mit Ihren Wurzeln zur Uferbeestigung bei. In der Regel beginnt dies mit sogenannten Pionierpflanzen, die den Boden aufbereiten, da diese an karge Böden besonders angepasst sind und wenig Ansprüche stellen.
Oft werden diese Pflanzen später teilweise durch andere Pflanzen verdrängt, die dauerhaft ihren Platz einnehmen. In der Regel bieten Pionierpflanzen der Nachfolgevegetation Hilfe beim Wachsen, z.B. indem sie vor übermäßiger Sonnenstrahlung schützen und den Boden mit Nährstoffen anreichern. Hier spielen vor allem Stickstoffdepots und die durch Laubfall entstehende Humusschicht eine besondere Rolle.
Bei Wäldern wird diese Stufe Vorwald genannt.
In der Regel zählen zu den Pionierpflanzen der rote Gänsefuß, der Wasser-Ehrenpreis, die Wasserminze, Pappeln, Weiden, Erlen und viele Andere.
Video über die Renaturierung von Fließgewässern
Einbringung von Totholz:
Die Einbringung von Totholz bietet wertvollen Rückzugsort für Insekten, Material für deren Nestbau (z.B. bei Wespen) und dient als Erhöhung und Sitzplatz für Vögel. Der Eisvogel z.B. hat hier einen optimalen Sitzplatz, um nach Nahrung Ausschau zu halten.
Hochwasserschutz durch Renaturierung:
Auch dem Hochwasserschutz ist die Renaturierung dienlich. Durch die Verbreiterung und Vertiefung und die Schaffung neuer Seitenarme sinkt der Wasserpegel und die Niers ist in der Lage mehr Wasser zu fassen und die umliegenden Feuchtwiesen nehmen mehr Wasser auf.
Hand in Hand mit der Renaturierung der Niers geht die Renaturierung der Gelände der ehemaligen Kiesbaggereien.
Renaturierung der Baggerseen um umliegenden Gelände:
Rund um die Niers wurden auf einem Areal von ca. 40 ha in den letzten Jahrzehnten im Rahmen des Kiesabbaus diverse Baggerseen ausgehoben.
Diese Areale wurden nach dem Ausbaggern, teilweise durch gezielte Maßnahmen und teilweise indem sie der Natur überlassen wurden, renaturiert.
Das Ergebnis kann sich mittlerweile durchaus sehen lassen, denn es ist ein naturnaher Raum entstanden, der in seiner Artenvielfalt den typischen Acker-Monokulturen des Niederrheins einiges entgegen zu setzen hat.
Um sich das Ergebnis der Bemühungen genauer anzusehen, nehmen wir Sie daher mit auf eine kleine Rundwandertour zwischen Aspermühle und Kessel und begeben wir uns auf eine kleine Entdeckungsreise durch die Flora und Fauna der Niers und Ihrer Umgebung.
Komoot tour erstellen
Rundwanderung Aspermühle - Kessel - und zurück:
Wir starten natürlich an der Aspermühle und finden bereits hier das erste Kleinod.
Aspermühle mit Teich
Aspermühle Halle
Der nach der Begradigung der Niers entstandene Mühlenteich ist von Weiden umgeben und findet bei Enten, Blässhühnern, Nutrias, Reihern und auch dem Eisvogel regen Anklang. Die im Teich vorhandene kleine Insel, wird im Frühjahr regelmäßig zur Brutstätte von Gänsen.
Eine umgestürzte Weide bietet Kleinstlebewesen Unterschlupf.
Der Jakobsweg führt uns zunächst links der Niers Richtung Kloster Graefenthal.
Man kann die Niers auch per Boot erkunden, sollte in diesem Fall aber auf laute Musik und Alkohlgenuss verzichten, denn dies hat mit einem respektvollen Umgang mit der Natur nichts zu tun !
Bereits nach wenigen Metern kann man die ersten Entdeckungen machen.
Zur rechten Hand findet sich nach kurzer Zeit ein toter Seitenarm der Niers, der aufgrund seines durchdrungenen Gehölzwuchses und des reichlich vorhandenen Totholzes diversen Wasservögeln Schutz bietet. Nachts hört man in diesem Bereich gerne die Nachtigall singen, die sich in Ufernähe und in Gebüschen am wohlsten fühlt.
Auch die ersten spannenden Vertreter der Fauna lassen nicht lange auf sich warten.
Baldrian, Brennessel und Holunder – Heilpflanze, Superfood und Sommererfrischung:
Diese drei Pflanzenarten findet man am Ufer der Niers immer wieder und sie sind wahrscheinlich jedermann bekannt.
Der Baldrian (lat. Valeriana officinalis) wird bereits seit der Zeit der Griechen und der Römer als Heilpflanze gegen Schlafstörungen und Unruhe genutzt.
Auch heutzutage werden Baldrian-Extrakte gegen Schlafstörungen verschrieben. Die wirksamen Bestandteile sind hierbei die sogenannten Lignane.
Baldrianblüte
Baldrianblüte mit Besucher
Der kräftige und ein wenig an Lilien erinnernde Duft der Baldrianblüten ist weithin wahrnehmbar und verströmt, wenn man näher tritt, den fast schon unangenehmen Geruch der Baldrianwurzel.
Für Hummeln und Wildbienen ist der Baldrian von Juni bis August eine reiche Pollenquelle und wird von diesen gerne angeflogen.
Die Brennessel, geliebt und gehasst. Jeder hat wahrscheinlich schon einmal Bekanntschaft mit der Brennessel gemacht. Die feinen Härchen der Brennessel enthalten Ameisensäure und sind so spröde, dass sie bei geringsten Kontakt mit der Pflanze brechen. Die Wirkung muß hier wahrscheinlich nicht näher beschrieben werden.
So unangenehm die Begegnung mit der Brennessel sein kann, so groß ist ihr Nutzen für Mensch und Tier.
Die Brennessel ist ein wares Superfood. Getrocknet enthalten 100g der Planze zwischen 20-25mg Eisen, etwa 450-500mg Magnesium, 3000-4000mg Calcium und 2500-3000mg Kalium.
Sie kann damit einen beträchtlichen Betrag zur täglichen Versorgung mit Mineralien und Spurenelementen leisten.
Da sie zusätzlich fast 900mg Vitamin C enthält, wird das in ihr enthaltene Eisen hervorragend verwertet und man benötigt nicht noch ein zusätzliches Vitamin C Präparat.
Natürlich haben Brennesseln auch in der Natur Ihren Nutzen. Für Schmetterlinge sind sie quasi unerlässliche Lebensgrundlage.
Einerseits ernähren sich eine Vielzahl von unterschiedlichsten Schmetterlingsraupen (siehe Foto) von Brennesselblättern, wie zum Beispiel das Pfauenauge und der Admiral. Zum Anderen gibt es einige Schmetterlingsarten, wie den kleinen Fuchs und das Landkärtchen, die nur hier ihre Eier ablegen.
Brennessel mit Raupen
Brennesseln
Wenn Sie also das nächste Mal Ihren Garten mähen, denken Sie daran eine kleine Ecke mit Brennesseln für die Schmetterlinge stehen zu lassen. Sie werden es Ihnen danken.
Den ersten Holunderstrauch findet man direkt auf der linken Seite an der Pferdewiese nach der großen Linde (zu Linden kommt später noch ein Abschnitt).
Das man sowohl die Blüten als auch die Holunderbeeren wunderbar verarbeiten kann ist sicher hinreichend bekannt.
Aus den Blüten kann man einen sehr schmackhaften Sirup herstellen, der mit etwas Mineralwasser einen herrlich erfrischenden Sommerdrink ergibt. Ein Rezept dazu finden Sie in unserem Blogartikel.
Holunderblüte
Unreife Holunderbeeren
Die Beeren kann man zu leckerem Saft oder auch Gelee verarbeiten. Ein Rezept hierzu finden Sie ab Herbst in unserem DIY-Bereich.
Wenn wir nun weitergehen sehen wir zur rechten Hand den Reichswald, der vom niederrheinischen Höhenzug zu uns herüberblickt und zur linken Hand in der Ferne(man muß etwas suchen) ein Storchennest. Mit etwas Glück lassen sich die Störche bei Ihrer Nahrungssuche auch auf der anliegenden Weide blicken.
Direkt wahrnehmbar sind im Sommer auch die Schwalben, die über der Niers Ihre Runden drehen und Insekten aus der Luft schnappen.
Wir passieren eine Gruppe mit Schwarzerlen, die als Birkengewächs optimal an feucht-nasse Standorte angepasst sind, und erreichen den ersten Knotenpunkt unserer Wanderung.
Im Sommer und Herbst biegen Sie nun nach links ab und laufen den regulären Wanderweg. Im Winter und im zeitigen Frühjahr hat man die Möglichkeit rechts der Bank, geradeaus an der Niers weiterzulaufen.
Dieser Weg ist zu anderen Zeiten in der Regel nicht begehbar, da er entweder überschwemmt oder zugewuchert ist. Außerdem ist auch auch Vogelbrutgebiet und man sollte zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr stören.
Wenn man Glück hat und der Weg begehbar ist, befindet man sich zwischen Baggersee und Niers und hat hier die Möglichkeit ein paar sehr schöne Naturbeobachtungen zu machen.
Hier sollte man besonders vorsichtig laufen, denn es gibt ein paar Besonderheiten, die man nur zu sehen bekommt, wenn man leise und vorsichtig läuft.
Unter Schildkröten, Bibern und Bisams
Besonders erwähnenswert sind hierbei die Schildkröten die sich bei schönem Wetter gerne auf im Wasser liegenden Baumstämmen sonnen.
Diese sind allerdings äußerst scheu und tauchen schon beim kleinsten Geräusch ins Wasser ab.
Wer die Schildkröten also im See beobachten möchte, muss wirklich auf sehr leisen Sohlen unterwegs sein.
Leider sind die Schildkröten, auch wenn sie durchaus schön anzusehen sind, invasiv und verdrängen heimische Tierarten. Man sollte also davon absehen gekaufte Schildkröten in Seen und Flüßen auszusetzen.
Der nächste Kandidat, den man in der Regel nur schwer zu Gesicht bekommt, der aber tatsächlich heimisch ist, ist der Biber.
Der Biber war in weiten Teilen Deutschlands ausgestorben, da er wegen seines Fells und Fleisches bejagt wurde und da er den Menschen zu Last fiel, weil dank seiner Dämme die Felder der Bauern immer wieder überschwemmt wurden.
In der 80er Jahren begann die langsame Rückkehr des Bibers nach NRW.
Da er dämmerungsaktiv/nachtaktiv und ebenfalls sehr scheu ist, haben ihr wahrscheinlich nur wenige Menschen in freier Wildbahn gesehen.
Was man aber durchaus zu sehen bekommt, sind die Nagespuren des Bibers, die umgefallenen Bäume und auch die sogenannten Biberrutschen.
Dies sind die Wege des Bibers am Ufer ins Wasser hinein. Da die Biber in der Regel dieselbe Route benutzen, entsteht hier irgendwann ein schlammiger Weg auf dem man besonders gut laufen und Baumstämme transportieren kann, die so besser ins Wasser rutschen.
Der Mythos, dass der Biber angeblich auf seinem Schwanz den Hang hinunter rutscht, ist zwar durchaus ein vergnügliche Vorstellung, hat aber mit der Realität wohl nichts gemein.
Da der Biberschwanz schuppig ist und der Fortbewegung im Wasser dient, würde er beim Versuch den Hang darauf runter zu rutschen eher bremsen.
Eine weitere Beobachtung die man machen kann, sind die Muschelhaufen überall entlang des Wegs. Dies sind die Überreste eines Feinschmeckermahls der Bisams.
Bisams leben zwar überwiegend vegetarisch, bringen aber gerne auch ab und zu etwas Abwechslung in ihren Speiseplan, indem sie ihn mit Insektenlarven, Krebsen und Muscheln aufpeppen.
Aufnahme: Gordana & Ralf Kistowski / www.wunderbare-Erde.de
Entlang des Wegs taucht flußseitig immer mal wieder ein Kormoran und seeseitig der Haubentaucher auf.
Auch diese beiden Zeitgenossen sind sehr scheu und deshalb in der Regel eher aus der Ferne zu beobachten. Ebenso verhält es sich mit dem überall anzutreffenden Reiher.
Alle 3 Vögel sind gekonnte Fischfänger. Der Kormoran wird deshalb in Asien immer noch für die sogenannte Kormoranfischerei eingesetzt. Hierzu wird dem Vogel ein Teil des Halses so abgebunden, dass es ihm unmöglich wird große Fische zu schlucken. Diese werden ihm dann vom Fischer abgenommen.
Wir sind aber links abgebogen und folgen dem Wanderweg. Hier finden wir nun direkt den Holunder wieder, der hier teilweise von wildem Hopfen überwuchert wird.
Hopfen zählt zu den Hanfgewächsen. Seine aromatischen Dolden sind im Spätsommer/Herbst zur Ernte bereit. Sowohl die Hopfensprossen als auch die reifen Dolden eignen sich als Lebensmittel.
Aus den reifen Dolden lässt sich ein wunderbarer aromatischer Gute-Nacht-Tee zubereiten.
Hopfen
indem wir bei der nächsten Gelegenheit wieder rechts abbiegen.
Ab hier hat man immer wieder die Möglichkeit auf kleinen Wegen zum See zu gelangen. Es gibt einige idyllische Plätze die zum Verweilen einladen. Sollten Sie hier des Öfteren einen frischen minzigen Geruch wahrnehmen, wundern Sie sich nicht, denn rings um die Baggerseen hat sich Wasserminze angesiedelt.
Man kann die Wasserminze zwar nutzen, um sie als Tee zuzubereiten, doch sie ist deutlich weniger aromatisch als andere Minzarten.
Wir haben nun also den großen Baggersee zur rechten Hand und den kleinen Baggersee mit renaturiertem Reitgelände zur linken Hand.
Die Renaturierung trägt Früchte:
Bei der Renaturierung des Reitgeländes hat man sich viel Mühe gegeben. Es wurde mit diversen heimischen Gehölzen, wie Schlehen, Ebereschen, Wildrosen, Haselnuß, Weißdorn, etc. bepflanzt.
Einen Blogartikel zu heimischen Gehölzen finden Sie unter folgendem Link.
Es bietet somit sowohl Lebensraum als auch Nahrung für Vögel und Insekten. Außerdem schirmt es den innenliegenden See nach außen hin ab und sorgt somit für Ruhe für die Wasservögel.
Diverse Pionierpflanzen, wie Weiden, Pappeln und Erlen haben sich dort auch selbst angesiedelt. Außerdem finden sich Nachtkerze, das Greis- und Johanniskraut und am Waldrand auch der Fingerhut in Hülle und Fülle auf dem Gelände. Es passt sich also sehr schön in die restliche Umgebung ein.
Auch zur rechten Hand kann man deutlich sehen, dass die Bemühungen um die Renaturierung ihre Früchte tragen. Einerseits hat sich dort in den letzten Jahren ein ordentlicher Baum- und Strauchbestand aufgebaut, bestehend aus Eichen, Hasel, Pappeln und Weiden.
Zum anderen zeigt das dort belassene Totholz von gefällten oder umgestürzten Bäumen, wie wertvoll dieses als Lebensraum ist.
Niersweg
Niersweg mit Totholz
Direkt am Ende des Reitgeländes befindet sich am Wegrand der Baumstumpf einer alten Pappel mit Baumhöhle, in der sich ein Hornissenvolk niedergelassen hat. Dies ist kein Grund zu Beunruhigung, denn Hornissen sind sehr entspannte und friedliche Tiere, die mit Menschen, Pferden oder Hunden keinerlei Probleme haben. Sie sind im Gegenteil sogar eher konfliktscheu.
Auch an menschlicher Nahrung sind sie, im Gegensatz zu Wespen, die gerne mal am Kaffeegebäck naschen, nicht interessiert.
Sie ernähren sich von Nektar und Baum- und Obstsäften und von Insekten die sie erbeuten. Hierzu zählen vor allem Fliegen, Libellen, Wespen, Käfer und Raupen.
Im Verhältnis zu einem Bienenvolk das schnell mehrere 10.000 Tiere umfassen kann, ist ein Honissenvolk mit maximal 700 Tieren wirklich winzig.
Sie können die Hornissen also problemlos aus ein paar Metern Entfernung beobachten. Das Flugverhalten ist durchaus interessant.
Nähere Infos über Hornissen finden Sie in dieser NaBu-Broschüre.
Hornisse
Junge Hornisse
Da Hornissen stark gefährdet sind, stehen sie unter Naturschutz.
Das vorsätzliche oder fahrlässige Töten von Hornissen ist somit nicht erlaubt. Auch das Zerstören der Hornissennester ist verboten und kann ein Strafverfahren zur Folge haben. Sollte man gegen diese Vorschriften verstoßen, können je nach Bundesland sogar Bußgelder bis zu 50.000 Euro oder Freiheitsstrafen bis zu 5 Jahren verhängt werden.
Gehen Sie also bitte respektvoll mit den Tieren um !
In diesem Video kann man noch einmal eindrucksvoll nachvollziehen, welch hervorragende Baumeister Hornissen sind.
Auf dem oberen Bildern, die im späten Frühjahr aufgenommen wurden, kann man erkennen, dass in dem alten Baumstumpf ein großes Loch klafft.
Dieses wurde im Laufe der Zeit von den Hornissen, mit Hilfe von zerkautem Holzmaterial und klebrigem Speichelsekret, bis auf ein kleines Flugloch vollständig verschlossen.
Wenn wir nun weiterlaufen, kommen wir schnell an ein kleines Wäldchen und die ersten Ausläufer der Klostermauer von Graefenthal.
Im Wäldchen fällt vor allem der Efeu auf, der sich an den Bäumen emporwindet. Beim Efeu ist erst einmal Vorsicht geboten, denn er ist giftig. Da er dunkelblaue bis schwarze Beeren ausbildet, die durchaus zum Verzehr verleiten können, sollten vor allem Eltern hier aufpassen.
Auch an den Bäumen kann der Efeu durchaus Schaden anrichten, vor allem wenn diese noch kleiner sind. Hier kann er die Krone überwuchern und dann Bäumen somit das Licht zum Wachsen nehmen. Großen Bäumen kann er in der Regel aber nichts anhaben.
Allzu sehr verteufeln sollte man den Efeu allerdings nicht, denn er hat durchaus seinen Nutzen und seine Daseinsberechtigung.
Vor allem als Nährpflanze für Insekten und Vögel ist der Efeu hervorzuheben. Die späte Blütezeit zwischen September und Oktober ist für viele Insektenarten von großem Nutzen. Die daraus resultierenden Früchte werden im Winter reif und dienen Vögeln, die diese aufgrund ihres komplizierten Verdauungstraktes problemlos vertragen als willkommenen Winternahrung.
Genauere Informationen finden Sie unter folgendem Link.
Efeu ist allerdings nicht nur für Insekten und Vögel nützlich. Von Menschen wird der Efeu seit langem als natürliches Hustenmittel verwendet. In der Regel kann man dies in der Apotheke erwerben.
Kloster Graefenthal Tor
Kloster Graefenthal Innenhof
Graefenthal historisch mit der Aspermühle verbunden:
Wir sind nun am Kloster Graefenthal angelangt. Das Kloster und die Aspermühle bildeten in historischen Zeiten eine Einheit. Nähere Informationen finden Sie in unserem Artikel „Die Aspermühle im Wandel der Zeit“.
Das Kloster wurde 1248 von Graf Otto II. Von Geldern gegründet und war ein reines Frauenkloster.
Es ging aus Burg Rott des Ritters Stefan von Pleeze hervor und wurde im damals modernen gotischen Stil errichtet. Das Hochgrab Otto II. ist noch heute im Hof der Anlage zu finden und kann besichtigt werden.
Das Gelände bestand bis 1802 als Kloster und wurde im Zuge der napoläonischen Säkularisierung aufgelöst und an die Familie Sinsteden verkauft, welche den Komplex als Bauernhof weiternutze.
1987 übernahm die Stadt Goch Graefenthal. Später wurde es an Ijsbrand Roovers verkauft, der es mit Hilfe eines Fördervereins restaurieren lies. Es ist seitdem wieder der Öffentlichkeit zugänglich.
Leider wurde das Kloster 2017 an eine niederländische Firma weiterverkauft, deren Mitglieder seitdem dort wohnen und arbeiten.
Der Innenhof ist durchaus eine Besichtigung wert. Es ist ein sehr malerisches Anwesen mit Cafe, das zum Verweilen einlädt und uns, mit Blick auf die alten Gemäuer, den freilaufenden und weithin hörbaren Pfauen und den großgewachsenen Bäume mit darunter liegenden schattigen Plätzen auf denen sich Hühner mit ihren Küken tummeln und nach Nahrung scharren, einen Eindruck verschafft, wie das Leben hier früher einmal ausgesehen haben kann.
Lindenbäume ein Duftmagnet für Mensch und Insekt:
Wenn man das Kloster wieder verlässt, sieht man rechter Hand eine Gruppe großer alter Lindenbäume, deren wohltuender Duft in der Blütezeit im Juni schon weithin wahrnehmbar ist. Die Sommerlinden sind ein wahrer Insektenmagnet und wenn man näher herantritt kann man das Summen deutlich hören.
Lindenblüten
Seit einiger Zeit geht das Gerücht um, dass der Nektar der Linde für Hummeln giftig sein könnte, da es wohl immer wieder das Phänomen des massenhaften Hummelsterbens unter Linden gibt.
Hierbei handelt es sich aber nicht um die heimische Linde, sondern um die Silberlinde, welche gerne in Städten angepflanzt wird, da sie gut mit Hitze- und Trockenstress zurecht kommt. Aber auch ihr Nektar ist nicht giftig. Es ist wohl eher ein Fall von schlechtem Timing. Die Silberlinde blüht gegen Ende Juli, eine Zeit in der es, aufgrund eines Mangels an blühenden Wiesen und Gärten und der landwirtschaftlichen Monokultur, wenig andere blühende Pflanzen gibt.
Somit werden alle Hummelvölker und andere Insekten der Umgebung magisch von den Silberlinden angezogen.
Leider reicht das Nektarangebot der Bäume dann leider nicht mehr aus, um der Vielzahl der Besucher gerecht zu werden.
Da im Gegensatz zur Honigbiene andere Insekten keine Honigvorräte anlegen, verhungern sie leider elendig.
Um hier Abhilfe zu schaffen kann jeder einen Beitrag leisten, indem er seinen kargen Kiesgarten in ein Blütenparadies verwandelt, welches von Hummeln gerne angeflogen wird.
Auch die Honigbiene trägt an den Lindenbäumen natürlich ihre Tracht ein und produziert damit den unvergleichlich aromatischen Lindenhonig.
Für Insekten sind die Lindenblüten eine der Nahrungsgrundlagen. Für den Mensch ergeben Sie einen wohlschmeckenden Tee, der, mit Honig genossen, vor dem Einschlafen angenehm beruhigend wirkt.
Puttenbruch
Der weitere Weg führt uns von der Klostermauer weg und entlang des Puttenbruchgrabens. Hier findet man zu beiden Seiten des Weges die besten Brombeersträucher. Durch genügend Wasser, Sonne und fleißige Hummelbestäubung wachsen hier im Sommer große vollreife Früchte heran.
Hummel an Himbeerblüte
Biene an Himbeerblüte
Am nächsten Wegpunkt angekommen, gehen wir wieder rechts, sodass wir den See zur linken Hand haben.
Ein niederrheinischer Sandstrand lädt zum Verweilen ein:
Auch hier befinden wir uns wieder in einem Landschaftsschutzgebiet. Ein entsprechend respektvoller Umgang mit der Natur sollte deshalb selbstverständlich sein.
Man hat hier mehrfach die Gelegenheit auf verschlungenen Pfaden zum See durchzudringen und man wird dafür belohnt, denn hier findet man einen kleinen Sandstrand und klares Seewasser, welches zum Baden einlädt.
Achten Sie aber Mitte/Ende Juni genau auf den Weg, denn in diesem Zeitraum ist dieser in der Regel von Unmengen kleiner Minifrösche übersät. Ein Indiz dafür, dass die Laichablage ungestört funktioniert.
Der Sand wurde nach der Ausbaggerung hier aufgespült, um wieder mehr Landfläche zu schaffen.
Die Natur konnte sich erholen und hat es mit der Ansiedlung eines Kiefernwäldchens, Erlen und Weiden gedankt. Im See ist mittlerweile eine Fischpopulation zu finden. Aufgrund der guten Wasserqualität finden sich hier Fische, wie der Hecht, der Barsch, der Zander, die Rotfeder, das Rotauge und der Aal. Letzterer ist leider vom Aussterben bedroht.
Das Gebiet ist vom Anglerverein gepachtet und darf trotzdem von Spaziergängern betreten werden. Leider hinterlassen Besucher und vor allem Grillende hier gerne ihren Müll. Was bei Naturfreunden auf wenig Gegenliebe stößt.
Wir haben nun nicht ganz die Hälfte der Strecke geschafft, aber da es hier an ruhigen Tagen wirklich sehr malerisch ist, verweilen wir kurz und genießen ein wenig Urlaubsgefühl, um danach zu unserem nächsten Wegpunkt aufzubrechen.
An dieser Gabelung spielt es eigentlich keine Rolle, ob man links order rechts geht, denn wir kommen letztendlich am selben Punkt heraus. Der linke Weg ist etwas länger, bietet dafür aber den Vorteil, dass man hier zur rechten Hand ein Gelände sehen kann, welches ursprünglich intensiv landwirtschaftlich genutzt, dann aber der Natur übereignet wurde.
Wir gehen die nächste Möglichkeit rechts und kurz danach wieder links und folgen damit wieder dem Nierslauf und sind nun nicht mehr weit vom renaturierten Bereich entfernt. Vorher bekommen wird auf der linken Seite allerdings erst noch die erste große Röhrichtzone zu sehen.
Niersweg
Jakobsweg
Wir befinden uns nun wieder zwischen Niers und einem der Baggerseen. Dieses Gebiet ist im Frühjahr in der Regel Überflutungsgebiet und dann oft eine Zeit lang, zumindest für Menschen, unpassierbar. Hunden macht es in der Regel nichts aus. :)
Neptun mit einfügen. Rasse Asperdener Haus- und Hofhund.
Renaturierter Niersbereich:
Kurz danach erreichen wir dann endlich den umstrukturierten Niersbereich. Das Ergebnis ist deutlich erkennbar. Seit 2019 hat die ursprünglich unbegrünte Fläche einen ordentlichen Bewuchs erlebt. Hier haben sich viele Pionierbaumarten, wie Weiden, Erlen, Pappeln und Birken niedergelassen, aber auch Wildkräuter, wie der gewöhnliche Natternkopf, der Hahnenfuß, das Vergissmeinnicht, die Wiesenmargerite, der Blutweiderich, die Nachtkerze und die Sumpfschwertlilie. Innerhalb von nur drei Jahren hat sich das Gebiet also selbstständig zu einem wertvollen ökologisch Biotop gewandelt.
Die Seitenarme und die dadurch geschaffenen Inseln wurden von Wasservögeln dankend angenommen. Schwäne haben sie zum Brüten eingefunden und ziehen ihren Nachwuchs groß.
Aspermühle mit Teich
Primel
Blutweiderich
Margerite
Auch eine weitere Röhrichtzone ist hier nun zu finden und diverse Holzbänke laden hier zum Verweilen ein.
Geschnitzte Bank mit Eulen
Bank mit Fischen
Der renaturierte Bereich streckt sich über 3 Teilbereiche. Je einer links und rechts des Weges und den dritten Bereich erreicht man, wenn man der Niers flußabwärts folgt, hinter Kessel.
Wenn man links der Niers läuft durchquert man zuvor noch das Spargeldorf Kessel, welches sich in der Ferne schon durch seinen weithin sichtbaren Kirchturm ankündigt.
Aber auch rechts der Niers zu laufen hat seinen Charme, da man beim Eselbauer vorbei kommt. Dieser bietet auch Eselwanderungen an. Dies ist vor allem mit Kindern ein großer Spaß. Ortskenntnis braucht man dazu nur wenig, denn die Esel kennen in der Regel ihren Weg.
In der Ferne sieht man den Kirchturm von Kessel
Wir begeben uns nun über die Niersbrücke, die zu beiden Seiten noch einmal einen guten Blick auf das renaturierte Gebiet gewährt, in den kühlen Reichswald hinein und laufen rechts der Niers flussaufwärts zurück Richtung Aspermühle. Diesen Teil des Weges finden Sie im 2. Teil unseres Blogartikels
Niersbruecke Kessel